Warum Begrifflichkeiten neu erfinden?

• 14. Feb 2017 - 10:46

Hi zusammen,

hiermit möchte ich DRINGEND anregen, bei Übersetzungen bekannte bzw. übliche Bezeichnungen zu verwenden.

Das bezieht sich nicht auf Dinge wie N-tole oder X-tole, was beides Begriffskrüppel sind; die deutsche Sprache ist da einfach nicht besonders hilfreich.

Sondern es bezieht sich hier konkret auf den Begriff "Taktnummer". Warum um alles in der Welt wurde hier nicht der seit über hundert Jahren in deutsch übliche Begriff "TAKTZAHL" verwendet??

Ich bitte um eine Korrektur, sobald das möglich ist.

Viele Grüße aus Norddeutschland
Willi63


Comments

Vermutlich weil ich noch nie den Begriff Taktzahl in diesem Zusammenhang gehört habe?

Taktzahl ist für mich die Anzahl von Takten in einem bestimmten Intervall (System, Zeile, Stück, "Taktzahl erhöhen" -> schneller laufen/rudern) nicht aber die Nummer eines Taktes in einem Stück.
Aber das Handbuck ist quasi ein Wiki, also ändere es halt, wenn du bessere hast

Niemand will hier Begrifflichkeiten neu erfinden, wenn dies dennoch der Fall ist, dann eher aus Unkenntnis denn aus Absicht. Ich z.B. nehme in der Regel Wikipedia und dict.leo.org zu Hilfe

Zu Taktzahl siehe auch http://wiki.sins942.ch/index.php?title=Taktnummern, ancheinend benutzt Capella, ein deutsches Program, ebenfalls iesen Begriff
Siehe auch http://www.lilypondforum.de/index.php?topic=1686.0, da wird bei LilyPond ebenfalls dieser Begriff benutzt.
Ebenso bei Encore, siehe http://www.musica.at/musikforum/messages/14/10891.html?1113907356

Antwort auf von Jojo-Schmitz

Nee, lieber Jojo-Schmitz,

diesesmal muß ich doch leider widersprechen :-)

"Anzahl" und "Zahl" sind im Deutschen zwei inhaltlich deutlich genug voneinander getrennte Begriffe. Eine Vermischung der Begriffe in der beschriebenen Weise ist für mich nicht nachzuvollziehen.

Ich vermute vielmehr, daß der im Englischen übliche Begriff "bar number" oder "mesure number", ohne nachzudenken, 1:1 ins Deutsche übertragen wurde. Solche Übertragungen sind jedoch nicht immer gut, denken wir nur an Begriffsvermischungen wie "realisieren" statt erkennen (für realise), "Sinn machen" statt einen Sinn ergeben (für make sense), "kontrollieren" statt steuern (für control) u. v. a. m. ... Und ich finde es auch durchaus wagemutig, sich auf Quellen wie Wikipedia zu verlassen, wo eben auch Laien mitschreiben, die von einer Materie (noch) nicht so viel verstehen wie Profis. Dessenungeachtet ist es mir nicht gelungen, auf Wikipedia einen Artikel zu finden, wo einer der Begriffe Taktzahl" oder "Taktnummer" verwendet wird; diese Begründung für die Einführung eines neuen Begriffs scheidet also aus.

Ich habe soeben einmal im "Polyglotten Wörterbuch der musikalischen Terminologie", Kassel (Bärenreiter) 1980 (ISBN 3-7618-0553-5), nachgesehen, wo auf den Seiten 567 und 568 alle zusammengesetzten Begriffe, die mit "Takt-" beginnen, versammelt sind. Den Begriff "Taktnummer" gibt es dort nicht.

Ich habe - als jemand, der seit dem Alter von 6 Jahren Musikunterricht bekam und inzwischen dreißig Jahre Berufserfahrung als Musiker und Musikpädagoge hat - den Begriff "Taktnummer" bei der ersten deutschsprachigen Version von MuseScore das erste Mal in meinem Leben gelesen und mich gewundert, warum dieser ungebräuchliche Begriff verwendet wurde. Hintergrund war, daß ich ein Problem mit der Darstellung von Taktzahlen hatte, jedoch auf der Suche nach Lösungen bei der Eingabe des Suchbegriffs "Taktzahl" in der google-Suche keine Treffer erhielt, die zu MuseScore führten. Ich bin sehr lebhaft dafür, KEINE neuen Begriffe zu erfinden, wenn es welche gibt, die schon jahrzehntelang funktionierten, um nicht Inkompatibilitäten zu schaffen oder andere Verständigungsprobleme zu verursachen. Ich würde mich daher freuen, wenn der Empfehlung, den Begriff "Taktnummer" wieder durch den gebräuchlichen Begriff "Taktzahl" zu ersetzen, gefolgt würde.

Antwort auf von willi63

"realisieren" und "realize" sind in der Tat "Falsche Freunde" und als solche unbedingt zu vermeiden, "Macht Sinn" ist ein Anglizismus und zu vermeidenden, falls möglich.

Wie geschrieben, 3 (!) weitere Programme benutzen diesen "Taktnummer": Capella, LilyPond und Encore. Ich habe bisher keines (!) gefunden, das "Taktzahl" benutzt.
Zeige bitte auf, dass "Taktzahl" tatsächlich gebräuchlich und gebräuchlicher ist. Eine eizelne Quelle reicht mir da nicht, zumal ich diese nicht nachprüfen kann ohne xx€ auszugeben.
Und lt. deiner Aussage enthält diese den Begriff "Taktnummer" nicht, ob sie statt dessen "Taktzahl" enthält hast du nicht geschrieben.
Wikipedia ist hier nur eine der möglichen Quellen, und als einzelne Quelle sicher nicht unbedingt geeignet, da gebe ich dir recht, aber meine Google Suche hat zu "Taktzahl" nichts, zu "Taktnummer" aber eben diese genannten 3 Programme gefunden

Ich sehe auch überhaupt nicht wo "Taktnummer" in irgendeinerweise missverständlich sein könnte, bei "Taktzahl" dagegen ist das durchaus gegeben.

Andererseits: Taktnummer ist die laufende Nummer eines Taktes (jeder Takt hat eine, ggf. mit Ausnahme von Auftakten), Taktzahl dagegen könnte die über dem Takt ggf. stehende Zahl meinen aber eben sicher nicht die laufende Nummer. Ist das der Unterschied, auf den du abzielst?

Antwort auf von Jojo-Schmitz

Lilypond benutzt zumindest, wie ich es verstehe, beide Begrifflichkeiten synonym:

http://lilypond.org/doc/v2.18/Documentation/notation/bars.de.html

Für mich persönlich sind beide Begrifflichkeiten geläufig, sehe diese eher auch synonym und weder die eine gebräuchlicher als die andere. Ich bin nicht sicher, ob es dafür eine Definition per se gibt.

Ich hätte kein Problem, den Begriff "Taktnummer" mit "Taktzahl" auszutauschen und denke auch nicht, dass es dadurch zu Ungenauigkeiten in der Verständlichkeit käme - betrifft aber auch den Umkehrschluss (in dem Sinne am besten hier: https://musescore.org/en/forum/9 die Berechtigung für die deutsche Übersetzung anfordern und ändern).

Lasse mich aber gerne auch eines Besseren belehren ;-).

Antwort auf von kuwitt

Es geht ja nicht nur um das Handbuch, auch um die Übersetzung in MuseScore selber, siehe https://www.transifex.com/musescore/musescore/translate/#de/musescore/2…

Es kommt halt auch auf den zusammenhan an "Gehe zu Taktzahl" ist sicher falsch und müsste "Gehe zu Taktnummer" heissen, ebenso bei "Addiere zu Taktnummer". Beim Textstil dagegen ist es eher "Taktzahl" als "Taktnummer", bei "Taktnummernmodus:" wird es unscharf, da direkt daneben eben dieses richting "Addiere zu Taktnummer" steht

Antwort auf von Jojo-Schmitz

Ich bin mir nicht sicher, ob ein "Gehe zu Taktzahl" oder "Addiere zu Taktzahl" wirklich falsch wäre, oder ob sich der Begriff "Taktnummer" auch, so wie sich Sprache verändert, mittlerweile eingebürgert hat und je nachdem, welchen Begriff man regelmäßiger nutzt, der andere in den Ohren falsch klingt.
Wie gesagt, in meinem Verständnis kann man beide Begrifflichkeiten synonym verwenden

Antwort auf von kuwitt

Den Textstil habe ich jetzt mit "Taktzahl" übersetzt (war "Taktnummer"), in Stil/Allgemein.../Kopf-Fußzeile, Zahlen (!) war es schon "Taktzahlen". "Addiere zu Taktnummer:" und "Taktnummernmodus:" sowie "Neuen Abschnitt mit Taktnummer eins anfangen" möchte ich zunächst mal so lassen.
Diese neuen Übersetzungen gibt es dann mit MuseScore 2.1

Bleibt ggf. noch das Handbuch

Antwort auf von Jojo-Schmitz

Handbuch kann ich mit bei Gelegenheit mal wieder anschauen (nehm es mir immer wieder vor, doch komme nicht wirklich dazu :-( ).

Kann ich beim "nightly build" von 2.1. diese Übersetzungen bereits aktualisieren?

Anmerkung: wobei es macht eigentlich ja erst Sinn, dass Handbuch diesbezüglich anzupassen, wenn 2.1. offiziell raus ist.

Antwort auf von kuwitt

ja, geht auch bei allen nightly builds (master nimmt ebenfalls die aktuellen Übersetzungen)
Ich glaube nicht, dass das Handbuch überhaupt angepasst werden muss, der Name des Textstils kommt vermutlich nicht vor. Evtl. kann man irgendwo in Klammern "(Taktzahl)" erwähnen, in der Hoffnung, dass die Suche das dann findet

Ansonsten bin ich, als weitgehend musikalischer Laie, dankbar für jeden Hinweis auf Fehler in den Übersetzungen, auch wenn das in dieser Diskussion vielleicht nicht immer so klingt ;-)

Antwort auf von Jojo-Schmitz

Off topic:

Ist man nach zumindest sieben Jahren reger MuseScore-Beteiligung und jahrelanger Chorerfahrung (soweit ich dies mit bekommen habe) wirklich noch nur Laie? Ich denke nicht.

Hab aus meinen zurückliegenden Klavierunterrichtserfahrungen, einer Zeit lang Chorsingerei alles andere auch nur autodidaktisch mir angeeignet (vielleicht noch der ein oder andere Workshop, Musiktheorie, Aneignung diverser Instrumente, Erfahrungen mit Notationsprogrammen u.ä. (eher aus dem Open-Source-Bereich - hab anfangs gerne mit MusixTex gearbeitet) - das hat mir halt persönlich mehr Spaß bereitet).

Trotzdem sind Hinweise aus dem Profibereich immer wieder auch sehr hilfreich (wobei ich glaube, auch selbige sind sich nicht immer untereinander ganz einig ;).

Und ich werd dich schon auf Fehler hinweisen, wenn ich es für notwendig erachte ;-)

Antwort auf von kuwitt

Ich bin sicher kein blutiger Laie (mehr), aber die musiktheoretische Ausbildung, die ich im Grundschulalter als Teil des Blockflötenunterrichts mal 'genossen' hatte, ist nur noch rudimentär vorhanden (weitestgehend verdrängt), nur so als Beispiel: ich kannte alle Noten beim Vornamen, konnte vom Blatt spielen und gehörte Melodien aufschreiben, das ist alles komplett weg.
Sicher hat sich in den vergangenen 7 1/2 Jahren Chor und 7 Jahren MuseScore wieder einiges angesammelt, aber von einem Musikprofi bin ich immer noch meilenweit entfernt.

Antwort auf von kuwitt

Ihr Lieben beiden @kuwitt und Jojo-Schmitz,

mit meinem Beitrag wollte ich Niemandes Professionalität infrage stellen. Ich hatte nur meinen Hintergrund erwähnen wollen, weil sich vielleicht nur so erhellt, warum ich so über einen Begriff stolpern kann.

Ich stelle hier die These auf, daß auch die Übersetzer der zwei Programme Lilypond und Encore "bar number" bzw. "mesure number" einfach mit Taktnummer übersetzten, ohne sich Gedanken zu machen, ob dieser Begriff im Deutschen überhaupt gebräuchlich ist. Über Capella mag ich nicht reden; als ich das Programm vor ca. 20 Jahren ausprobierte, ließ ich es nach wenigen Wochen wieder sein, weil die Ergebnisse einfach zu enttäuschend waren. Da scheiterte es an Grundlegendem, schon lange bevor ich überhaupt dazu kam, über die Taktzählung nachzudenken. Das Programm wirkte seinerzeit im Ganzen sehr unprofessionell.

Als es die ersten deutschen Übersetzungen zu Finale gab, war darin wie selbstverständlich der Begriff "Taktzahl" verwendet. So hatte ich in den letzten Jahrzehnten - bis die erste deutsche Übersetzung von MuseScore erschien - gar keine Probleme mit den Begriffen.

Wenn man google nach den Begriffen suchen läßt, erhält man zu "Taktnummer" 3830 Treffer, zu "Taktzahl" 40.900 Treffer angezeigt. Das ist kein sicheres Kriterium, aber möglicherweise wird es als Indiz akzeptiert. Auf duden.de gibt es zwei Treffer zu "Taktzahl" und keinen zu "Taktnummer". Ein akzeptables Argument aber dürfte DOCH sein, daß im deutschen Finale-Forum - wo sich immerhin auch etliche Leute tummeln, die vom professionellen Notenschreiben leben müssen! - von google 27 Treffer für den Begriff "Taktnummer", jedoch 200 für "Taktzahl" gefunden werden.

Einige Treffer aus dem Musikverlagswesen kann ich noch bringen. Auf http://www.henle.de/blog/de/2016/09/05/nur-nicht-aus-dem-takt-kommen-zu… wird darüber räsoniert, "wo die Taktzählung des ersten Satzes beginnen soll". Auf http://beethovens-werkstatt.de/glossary/genetische-taktzaehlung/ wird darüber nachgedacht, wie man die "Taktzählung" bei den Werken von Beethoven "genetisch", d. h. als Abbild der Entstehungsgeschichte der entsprechenden Werke gestalten kann - ein Fall, der in der Aufführungspraxis eher nicht vorkommt, sondern nur in der Musikwissenschaft. In den auf https://books.google.de/books?id=P8WSrakryMgC&pg=PA93&lpg=PA93&dq=Taktz… und https://books.google.de/books?id=aNg67638JPUC&pg=PA113&lpg=PA113&dq=Tak… einsehbaren Publikationen bedeutet Taktzählung ebenfalls NICHT Ermittlung der Anzahl von Takten, sondern bezieht sich auf Taktzahlen im hier diskutierten Sinne.

Andererseits kommen auf der Suche nach Taktnummerierung Treffer wie https://books.google.de/books?id=ee5zBAAAQBAJ&pg=PA36&lpg=PA36&dq=Taktn…, die aber wenig verläßlich sind, weil das z. B. ein Lehrbuch ist, in welchem musikinteressierten Kindern unter anderem beigebracht wird, daß ein 6/8-Takt sechs Grundschläge hätte ... ob es da auch verminderte Primen gibt, habe ich nicht geprüft ... man kann manchmal so herrlichen Unsinn lesen.

Das auf https://books.google.de/books?id=C00viaXxH8oC&pg=PA64&lpg=PA64&dq=Taktn… verlinkte Buch ist von 1999; darin wird zwar von Taktnummerierung gesprochen, jedoch der Begriff "Taktnummer" taucht auch hier nicht auf.

Überhaupt scheint der Begriff "Taktnummer" eben so gut wie NUR in Verbindung mit Software Verwendung zu finden; oben habe ich eine einzige Ausnahme gelistet.

Wie dem auch sei: Aufgrund der während meiner erwähnten Berufsbiografie gemachten Erfahrungen bin ich mir ziemlich sicher, daß "Taktzahl" der in der Musikerwelt vorrangig verwendete Begriff ist. Ich finde den von einem von Euch gemachten Vorschlag sehr gut, die beiden Begriffe gelegentlich gemeinsam zu verwenden und dadurch beide so zu indexieren, daß auch der Begriff "Taktzahl" auf der Seite musescore.org auffindbar wird (!) - vielleicht könnten wir uns ja auf diesen "kleinsten gemeinsamen Nenner" einigen?

Herzliche Grüße aus Norddeutschland
willi63

Antwort auf von willi63

Ich habe da auch keinen Vorwurf gesehen.

Taktzählung vs. Taktnummerierung ist IMHO in der Tat äquivalent, aber Taktnummer vs. Taktzahl aber eher nicht, beide Begriffe können, je nach Zusammenhang, unterschiedliche Dinge meinen. Bei Taktnummern vs. Taktzahlen (Plural) dagegen ist ersteres vermutlich schlicht falsch, hier geht es um die Zahlen in einem Notensystem, die die Taktnummer(!) anzeigen.

Zum Handbuch, dort geht es wohl in erster Linie um den Abschnitt https://musescore.org/de/handbuch/takte-bearbeiten#numbering, richtig?

Antwort auf von Jojo-Schmitz

Habe das Kapitel überarbeitet, darunter auch den Abschnitt Taktzahl/Taktnummer.

https://musescore.org/de/handbuch/takte-bearbeiten

Was besser klingt oder richtiger ist, ich weiß es immer noch nicht.

Die Bedeutungserklärungen des Dudens machen es für mich auch nicht ersichtlicher:

http://www.duden.de/rechtschreibung/Zahl
http://www.duden.de/rechtschreibung/Nummer

Wann ist eine Beschriftung/Kennzeichnung und wann eine Zahl im Sinne mathematischer Operationen ;-)?

Wie schon in diesem Forumsbeitrag erwähnt wurde, ist das Handbuch ja eine Art wiki, so kann jeder, der Änderungswünsche hat, dies diskutieren oder ändern.

Dass Taktzahl mehr google-Einträge hat ergibt sich ja auch aus der Verwendung des Begriffs über die Musiknotation hinaus.
Eine andere Sache: So wie einer, der eher mit dem Begriff "Taktzahl" vertraut ist, dann über die Handbuchsuche fündig wird, wird ein anderer, der vielleicht von einer anderen Musiksoftware wechselt und nach "Taktnummer" sucht, dies dann nicht.

Antwort auf von willi63

Dieser Thread ist schon etwas älter, ich möchte aber trotzdem noch etwas dazu beitragen, zumal ich ihn erst jetzt gelesen habe.

Ich bitte darum, den Begriff "Taktnummer" beizubehalten. In der deutschen Sprache wird überall, wo irgendwelche Dinge oder Personen zur Identifikation Zahlen / Nummern bekommen, der Begrif "Nummer" verwendet. In meiner Straße gibt es Hausnummern, ein Hotel hat Zimmernummern und Fußballspieler tragen Rückennummern. Es gibt keine Hauszahlen, Zimmerzahlen oder Rückenzahlen. Warum soll das bei Takten anders sein? Die Takte werden durchnummeriert (nicht durchgezählt), damit man jeden Takt identifizieren kann.
Das ist ja gerade der Unterschied in der deutschen Sprache zwischen Zahl und Nummer. Eine Zahl steht entweder für eine Anzahl von Dingen oder es ist nur ein abstraktes Konstrukt, mit dem man rechnen kann. Eine Nummer dient zur Identifikation von Dingen. Das kann eine Zahl sein, muss aber nicht (Autonummer, Projektnummer, Versionsnummer). Im Englischen gibt es nur "number", vielleicht kommt es deshalb zu dieser Verwirrung.

Die beiden Begriffe Taktzahl und Taktnummer sind wohl beide gebräuchlich, wobei ich Taktnummer aus oben genannten Gründen für richtiger halte.

Gruß
Burkhard

Antwort auf von BurkhardS

Du bist schon 'n Nummer ;-)

"Autonummer" ist kein gutes Beispiel, da allenfalls Umgangssprache, korrekt wäre KFZ Kennzeichen. Versionsnummer dagegen ist gut, die sind häufig genug alpha-numerisch ("v3.0.5e"), ebenso wie Hausnummern ("17c"), und ebenfalls zur Adressierung oder Benennung verwendet.

Zu "Zahl" und "Nummer" gesellt sich dann auch noch "Ziffer", welches im Englischen ebenfalls keine wirkliche Entsprechung hat (numerical character?)

Antwort auf von BurkhardS

Lieber Burkhard,

da muß ich leider heftig widersprechen.

Sprache ist nicht nur ein Ding, was möglichst allgemeinverständlich ist, sondern hat immer viel mit Geschichte, Entwicklung, Konvention und so weiter zu tun. Genauso wie ich es unsäglich finde, wegen halb- oder unverstandener sprachhistorischer Gegebenheiten die Rechtschreibung zu "reformieren" und dabei jede Menge Fehler einzubauen oder salonfähig zu machen: genauso wenig könnte ich mich damit abfinden, wenn jemand - der sich vielleicht erst seit kurzem einen musikalischen Hintergrund aufbaut - versucht, Analogien herzustellen zu außermusikalischen Sachverhalten, um einen Begriff zu etablieren, den es so seit Einführung der Taktzählung nicht gegeben hat. Insoweit kann ich auch die von Jojo-Schmitz vorgebrachte "Entschuldigung" vom 14.02.2017, das von mir am gleichen Tag als Fachquelle bemühte "Polyglotte Wörterbuch der musikalischen Terminologie", Kassel (Bärenreiter) 1980 (ISBN 3-7618-0553-5), nicht als Quelle zu akzeptieren, weil es Geld kostete, es sich zu besorgen, nicht hinnehmen: So kann man ein Standardwerk der internationalen musikwissenschaftlichen Forschung nicht einfach vom Tisch wischen. Ich hatte gehofft, musescore könnte sich in Richtung eines neuen Standards für den Notensatz entwickeln und dereinst auch Finale und Sibelius ablösen - dann muß man sich aber auch weiterhin mit den historischen Gegebenheiten der musikalischen Materie ernsthaft und nicht flapsig auseinandersetzen.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, kuwitt sehr herzlich für die Korrektur von "Taktnummer" zu "Taktzahl" in der deutschen Übersetzung von musescore zu danken.

Allen weiterhin viel Spaß wünscht
willi aus Norddeutschland

Antwort auf von willi63

Is Finale und Sibelius ins Deutsche übersetzt? Benutzen die dann dort durchgängig Taktzahl statt Taktnummer? Capella (ein deutsches Produkt), Lilypond, Encore, Cubase tun es jedenfalls wohl nicht. Eine Google Suche nach beiden Begriffen wirft nur für Taktnummer relevantes aus.

"Go to measure number" mit "Gehe zu Taktzahl" zu übersetzen ware schlicht Unsinn.
Es war übrigens ich, der einige Vorkommen von "Measure number" in MuseScore zu "Taktzahl" geändert hatte, vor 7 Monaten, nach eben dieser Diskussion hier.

Und wenn du wirklich meinst es hinge an diesem einen Ausdruck ob MuseScore jemals Finale und/oder Sibelius ablöst, dann bin ich sprach- und fassungslos...

Ganz offensichtlich, und im Gegensatz zu deinem einleitenden Artikel, sind beide Begrifflichkeiten gebräuchlich und verbreitet und keine davon wurde eigens für MuseScore neu erfunden.

Antwort auf von willi63

Hallo Willi,

das kann ich so aber auch nicht stehen lassen:

  1. Du kannst gar nicht wissen, was ich für einen musikalischen Hintergrund habe. Ich wollte da nicht drauf rumreiten, aber wenn du es schon ansprichst: Ich bin seit ca. 40 Jahren als ambitionierter Hobbymusiker unterwegs, von daher kann von "seit kurzem einen musikalischen Hintergrund aufbauen" keine Rede sein. Das der Begriff "Taktnummern" so falsch sein soll, und dass es den Begriff seit der Einführung der Taktzählung nicht gibt, habe ich in dieser Zeit nicht feststellen können. Ich finde im Gegenteil, dass er sehr gebräuchlich ist. Deshalb ist es auch kein "neu etablieren", wenn man Taktnummern sagt. Der Begriff wird schon verwendet. Aber vielleicht bewegen wir uns da in unterschiedlichen musikalischen Kreisen.

  2. Mein Beitrag war durchaus ernsthaft und nicht flapsig gemeint. Ich wollte nur aufzeigen, dass man die Verwendung von "Taktnummer" besser vor einem sprachlichen Hintergrund begründen kann.

Letzlich ist es mir aber auch egal, wie man es nennt. Hauptsache jeder weiß, was gemeint ist. Und es gibt wichtigeres auf der Welt.

mit musikalischen Grüßen
Burkhard

Antwort auf von BurkhardS

Entschuldigt, wenn ich so einen Uraltthread heraushole, bin zufällig darauf gestoßen und dann ist mir die die Wendung "Gehe zur Taktzahl/-nummer" doch aufgestoßen. ;) Ich weiß momentan auch nicht wie es in 3.4 aktuell lautet, aber bei Proben höre ich von allen Dirigenten fast immer "Wir springen/gehen zum Takt x", also ohne -zahl und -nummer. Die Taktzahl ist für mich dann eher die tatsächliche Ziffer (1,2,3etc.), die den Takt bezeichnet. Nur ab und zu stößt einer ein "Wir springen zum Takt Nummer x" aus. Aber auch hier ist die Nummer eigentlich nur ein Füllwort. Vielleicht spart es ja in Musescore irgendwo Platz wenn man die -zahl, oder -nummer. weglässt. Viele Grüße, Hubert

Antwort auf von Hubato

"... ist mir die die Wendung "Gehe zur Taktzahl/-nummer" doch aufgestoßen."
Mit Recht.
"Wir springen/gehen zum Takt x"
Korrekt.
"Wir springen zum Takt Nummer x"
Korrekt, aber doppeltgemoppelt.
"Wir springen zum Takt Zahl x"
Falsch
"Taktzahl"
Falsch
"Taktnummer"
Richtig.

Erklärung (ala Tuxan)
Takte haben eine Reihenfolge und werden dadurch mit Ordinalzahlen benannt (adäquat Seitenzahlen in einem Buch). Sie sind also durch_nummeriert_.
Jetzt kommt die Besondertheit der deutschen Sprache zum tragen:
Der zwölfte Takt (12. Takt) wird benannt als Takt 'Nummer 12' oder kurz Takt 12. Das Nummer kann man weglassen, weil es eine doppelte Aussage wäre (wir wissen ja, Takte sind nummeriert.

Die meisten machen sich keine Gedanken zur Bedeutung Ziffern, Zahl, Nummer. Sieht aus wie eine Zahl, ist also eine Zahl. Nummern können übrigens Alphanummerisch sein (z.B. Hausnummer 12a) oder sogar mit anderem gemischt.

Grüße
Tux

Antwort auf von tuxan

"Taktzahl" taucht derzeit in der Übersetzung 3 mal auf "2x weniger⏎Taktzahl" (Scheint Unfug zu sein, "Halbe Taktanzahl" scheint besser, aber der Unfug beginnt schon beim englishen Originaltext "2x less⏎ measure count") irgendwo beim MIDI Import, sowie "Taktzahl" und "Taktzahlen" für Text Stil bzw.
Habe das jetzt mal korrigiert...

Antwort auf von Jojo-Schmitz

Ich habe jetzt nochmal ein bischen gegrübelt. Die imho beste Variante ist prinzipiell nur "Takt" zu schreiben, ohne Nummer oder Zahl.
Und wenn man die Anzeige des "Taktes" meint, wäre evtl. "Taktangabe" eine passende Bezeichnung.

Was mit "2x less⏎ measure count" gemeint sein könnte - keine Ahnung. Hatte sowas noch nicht gehabt.
Bedeutet das, das aus einem 6/8 ein 3/4 wird bzw./oder aus einem 4/4 ein 2/4? Das würde ich spontan wohl eine Taktteilehalbierung nennen. Aber das glaube ich nicht, weil sich der Charakter der Musik damit ändert.
Also, keine Ahnung.

Antwort auf von tuxan

Bei "Measure Number" geht es um deren Textstil (Font, Größe, fett, kursiv, Farbe, Versatz etc).
Und Bei "Measure Numbers" darum ob und wie sie angezeigt werden (Erste anzeigen, Alle Notenzeilen, Jedes System, Intervall)
Nur "Takt" würde hier nicht funktionieren und "Taktzahl" scheint nicht zu passen. Also "Taktnummer(n)". Evtl "Taktnumerierung".

Diese "2x less⏎ measure count" hat wohl mit MIDI Import zu tun, mit 'von Hand' eingespielten Noten, wo dann wohl versucht wier die Taktart zu raten.

Antwort auf von Jojo-Schmitz

Schade, jetzt hatte ich mich gerade mit einem Kollegen, der Sibelius benutzt wegen der Bindebogen Thematik in Verbindung gesetzt, da hätte das auch gleich noch fragen können. ( Sibelius hat das übrigens so umgesetzt, wie es sein soll ) In Punkto Begrifflichkeiten in Notationsprogrammen bin ich mit ca. 50 Jahren Musikpraxis inzwischen relativ schmerzfrei, solange die Musiker das was da raus kommt richtig verstehen und ich mir einen Reim darauf machen kann, um was es geht. Eine Zahl bleibt dann zum Glück immer noch eine Zahl, auch wenn sie zur Nummerierung verwendet wird. An meinem Haus hängt auch eine Zahl und die heisst nicht Hauszahl, sondern Hausnummer..:)

Antwort auf von OEST

So einfach ist das alles nicht, da gerät man schnell in die mathematische Metatheorie. Was ist eine Zahl? EIne Zahl kann entweder etwas sein, das man zählt (5 Äpfel, 2 Takte), also kardinal, sie kann aber auch ein Ordnung sein (der 5te Apfel, der 2te Takt), also ordinal. Das ist der Unterschied zwischen Abzählen und Aufzählen. Damit ist eine Zahl aber nicht unbedingt eine Zahl. Nu ist der Begriff Nummer eigentlich genau das gleiche, nur dass er dem Lateinischen entlehnt ist statt dem Urgermanischen. Es hat sich aber trotzdem eine etwas unterschiedliche Bedeutung eingebürgert: Zahl wird eher für die Anzahl verwendet, Nummer eher als Ordnung im Sinne einer Enumeration (Hausnummer, Trikotnummer, Telephonnummer, Nummernoper).

Damit kann also sowohl Taktzahl als auch Taktnummer die Gesamtzahl der Takte, als auch die Ordnung eines bestimmten Taktes bezeichnen, nach Analogiebildung würde aber die Taktzahl eher für Gesamtzahl der Takte stehen, die Taktnummer eher für die Ordnung von je einem Takt.

Nu kann aber Zahl auch ganz trocken als Repräsentation eines mathematischen Objektes ohne andere Bedeutung aufgefasst werden. Dann ist plötzlich die Taktzahl jetzt einfach nur mehr die Zahl, die an bestimmten Stellen dasteht. Dazu kann man aber nicht wirklich Taktnummer sagen, da es im Deutschen unüblich ist, eine mathematische Zahl als Nummer zu bezeichnen. Umgangssprachlich spricht man aber auch von einer Taktziffer.

Etwas ganz anderes ist hingegen die vorgeschlagene Taktnummerierung. Denn eine Nummerierung, Enumeration oder auch Aufzählung bezeichnet die generelle Handlung (denn numero = Zahl aber numerare = zählen). Also ist eine Taktnummerierung ein Begriff für das Aufzählen der Takte. Man könnte also auch Taktzählung sagen.

Was kann man unterm Stich für einen Schluss ziehen? Naja, am End lässt sich jede Variante irgendwie begründen, also ist’s eigentlich egal.

Do you still have an unanswered question? Please log in first to post your question.